Auch wenn er in unmittelbarer Nähe seines berühmten Nachbarn Skógarfoss liegt, ist der Wasserfall Kvernufoss im Süden Islands fast noch ein Geheimtipp. Besuchermassen wird man hier kaum antreffen. Das liegt zum einen daran, dass er etwas versteckt in einer Schlucht liegt und von der Ringstrasse aus kaum zu sehen ist, zum anderen haben viele Tourenanbieter ihn einfach nicht in ihrem Programm, und selbst in den meisten Reiseführern wird er nicht erwähnt. Dabei ist er auf jeden Fall einen Besuch wert, und wie bei dem Seljalandsfoss kommt man in den Genuss, hinter dem Kvernufoss entlanggehen zu können.
Der kleine, etwa 20-minütige Fußmarsch beginnt am Heimat- und Freilichtmuseum Skógar, hier kann man auf dem Parkplatz auch das Auto abstellen. Der Weg führt vom Museum aus zunächst in östlicher Richtung auf einer Fahrspur zum Fluß Kverna. Während sich linker Hand das Bergmassiv der Hochebene Skógaheiði erhebt, schweift der Blick nach rechts über die Ebene Skógasandur zum Atlantik. Am Fluß angekommen folgt man dem Wasserlauf in die Schlucht Kvernugil hinein. Die Wanderung ist nicht schwer, stellenweise ist der Pfad aber durch loses Geröll etwas rutschig, und an einigen Stellen muss man auch über Stock und Stein kraxeln. Je tiefer man sich jedoch in die Schlucht hinein bewegt, desto malerischer wird es. Steil ragen die teilweise von Moos bedeckten Klippen aus Lavagestein rechts und links in die Höhe, und plätschernd und murmelnd ziehen die Wasser der Kvernu an Wegesrand vorbei, als wollten sie Geschichten erzählen. Im Hintergrund hört man schon das Rauschen des Wasserfalls, das im Sommer vom Geschrei einiger Möwen begleitet wird. Schon bald taucht der Kvernufoss hinter einer Wegbiegung auf. Obwohl die Wanderung nur kurz ist, ist es einfach eine Freude, diesen wunderschönen Weg dem Wasserfall entgegen zu gehen.
Der Kvernufoss hat eine Fallhöhe von 30 Metern. Laut tosend schlägt das Wasser im Felsbecken auf, einige kleinere Rinnsale fallen als Miniwasserfälle rechts und links davon hinab. Vorsichtig kann man den teils glitschigen Pfad hinter den Wasserfall begehen. Überall fallen Tropfen vom Felsüberhang hinunter, und schickt gerade in dem Moment die Sonne ihre Strahlen in die Schlucht hinein, muten die kleinen Tröpfchen wie funkelnde Kristalle an. Das Donnern des Wassers, wenn es im Felsbecken aufschlägt, ist beeindruckend. Die Gischt prickelt auf der Haut. Ewigkeiten könnte man hinter dem Wasserschleier stehen und diesen malerischen Ort genießen.