Was mich in Island so unglaublich fasziniert sind all die vulkanischen Phänomene, die man hier hautnah sehen, erleben und auch riechen kann. Es sind diese Kräfte der Natur, die mir als Mensch immer wieder bewusst machen, wie klein ich auf dieser Welt bin. Daher liebe ich es, die zahlreichen Geothermalgebiete dieser Insel zu besuchen! Ganz unkompliziert kann man das Geothermalgebiet Krýsuvík (gebräuchlich ist auch die Bezeichnung Seltún), gerade mal 40 Kilometer von der Hauptstadt Reykjavík entfernt, erreichen. Eine weitere Bezeichnung für das Gebiet ist auch „Seltúnshverir“ (was „die heißen Quellen von Seltun“ bedeutet) bzw. „Krýsuvíkurhverir („die heißen Quellen von Krýsuvík“). Das Geothermalgebiet befindet sich direkt neben der Straße mit der Nummer 42, die von Norden nach Süden über die Halbinsel Reykjanes führt, und ist somit leicht zugänglich. Die Vulkanlandschaft beeindruckt mit einem faszinierenden Farbenspiel aus Rot, Braun, Grau, Gelb und Braun – je nachdem, welches Mineral an die Erdoberfläche befördert wird. Seltún liegt am Fuße des Berges Sveifluháls und gehört zum Vulkangebiet Krýsuvík. Das Gebiet ist wahrscheinlich durch Erdbebenbrüche entstanden. In einer Tiefe von rund 1000 Metern ist es bereits 200 Grad Celsius heiß! In den 1990er Jahren wurde hier die Erdwärme zur Energiegewinnung für die Stadt Hafnafjörður genutzt, nach einer Explosion der Anlage stellte man dies jedoch ein.
Vom Parkplatz aus führt ein Rundweg teilweise über Holzbohlen durch diese faszinierende Landschaft, in der man die Formen des Vulkanismus mit allen Sinnen erleben kann. Wahnsinn, wie es hier überall blubbert und brodelt, zischt und faucht, und über allem liegt der Geruch fauler Eier, der vom austretenden Schwefelwasserstoff stammt. Anschaulicher kann Geologieunterricht nicht sein! Zwei Plattformen auf dem Weg bieten eine tolle Aussicht auf die farbenprächtige Umgebung, die wie ein Gemälde der Natur wirkt. Verlassen sollte man die angelegten Wege aber auf keinen Fall, denn die Dampfaustrittsstellen und heißen Quellen sind 80 bis 100 Grad heiß, Verbrennungen sind also garantiert bei einem Fehltritt! Besonders empfehlenswert ist auch der Aufstieg den Berg hinauf, allerdings nur für Trittsichere, denn der Pfad ist hier nicht befestigt und teilweise sehr schmal, steil und rutschig. Oben angekommen wird man nicht nur damit belohnt, dass auch hier stellenweise Dampf aus dem Gestein aufsteigt, sondern vor allem mit einer grandiosen Aussicht auf die Umgebung. In südlicher Richtung erstreckt sich der Blick bis zum Atlantik, nach Norden hin schimmert der See Kleifarvatn tiefblau in der ansonsten kahlen Landschaft. Ins Auge fällt auch ein „grünes Juwel“, der See Grænavatn, was übersetzt „grüner See“ bedeutet. Der Name ist Programm, denn das Wasser des Sees, der sich in einem Explosionskrater befindet, schimmert ein einem kräftigen grün-türkis, verursacht durch Mineralien und Algen.
Das Geothermalgebiet ist – wie so viele Sehenswürdigkeiten in Hauptstadtnähe – längst kein Geheimtipp mehr, und es ist hier in der Hauptsaison oft sehr voll. Daher empfehle ich, das Gebiet nach Möglichkeit eher morgens oder abends zu besuchen, denn all die faszinierenden Phänomene wirken noch viel stärker, wenn man die nötige Ruhe hat, sie zu genießen, zu betrachten und zu erforschen.