Hochlandfeeling auf der Straße 52

Wer ein kleines bisschen Hochland-Feeling erleben möchte, ohne eine der F-Straßen (also der nur für 4×4-Autos freigegebenen Gebirgsstraßen) befahren zu müssen, dem empfehle ich eine Tour über die Straße Nr. 52, die jedoch nur in den Sommermonaten befahrbar ist (im Winter wird sie nicht geräumt). Sie führt als Schotterpiste nordöstlich von Bogarnes nach Ϸingvellir. Selbst in der viel besuchten Region zwischen dem Golden Circle und Bogarnes erlebt man hier etwas Einsamkeit und Ruhe. 

Nach der Abzweigung von der befestigten Straße Nr. 50 führt der Weg zunächst etliche Kilometer durch ein idyllisches Tal, das Lundarreykjadalur. Friedlich ist es hier, ab und an kreuzen ein paar Schafe den Weg. Zwischen niedrigen Bergketten erstrecken sich Wiesen, Felder und kleine Gehöfte. Nur ein paar Meter von der Straße entfernt gibt es sogar eine geothermal beheizte natürliche Badestelle namens Krosslaug. Das  kleine Becken bietet Platz für drei bis vier Personen. (Achtung: Stand August 2024 ist laut Leser-Rückmeldung Baden dort nicht mehr erwünscht!)

Je weiter die Fahrt jedoch Richtung Südosten geht, desto merklicher verändert sich die Landschaft, wird kahler und karger, der Weg steigt stetig an. In der Ferne erheben sich imposant die Berge und Gletscher des Hochlandes. Nicht weit hinter der Badestelle Krosslaug gibt es rechts von der Straße gelegen einen tollen Aussichtspunkt, der einen wunderbaren Rundumblick auf die Gebirgslandschaft bietet. Über eine Art Kompass kann man die Namen der Berge in der Ferne bestimmen. Vor allem die Gletscher des Ok, des Ϸórisjökull und des Langjökull fallen ins Auge, wie stille Wächter thronen sie in der Ferne. Außer dem immer währenden Wind hört man hier – nichts.

Bei der Weiterfahrt bestimmen nun Geröllwüsten rechts und links der Straße das Bild. Bald kommt man an einem kleinen See an eine Weggabelung. Grandios ist hier die Aussicht auf den Schildvulkan (oder, richtiger gesagt, Lavaschild, da er vermutlich nur während einer einzigen Eruption entstanden ist) Skjaldbreiður. Auf dem See tummeln sich oft zahlreiche Singschwäne. Wir halten uns an dieser Weggabelung rechts und biegen auf die Straße 550 Richtung Ϸingvellir ab. Das in weiten teilen moosbedeckte Lavafeld, durch das wir nun hindurchfahren, gehört zur Hochebene Bláskógaheiði. Was auffällt: die Luft ist nun kühler als noch zu Beginn der Fahrt, die eisigen Winde des Hochlandes strecken hier ihre Fühler aus. Die Aussicht auf die imposanten Berge verleiten immer wieder zu kurzen Fotostopps (bitte beim Anhalten immer darauf achten, den laufenden Verkehr nicht zu gefährden, auch wenn die Strecke nicht viel befahren ist). Nochmal geht es einige steilere Steigungen hinauf, dann verläuft die Straße hinunter in das Tal des Sees Ϸingvallavatn. Die Ebene, in die wir nun hineinfahren, mutet wie ein kleines Paradies an, denn das Lavafeld ist dicht bewachsen, viele Zwergbirken bieten den Vögeln Schutz und Nahrung, und selbst kleine Baumansammlungen wachsen in der Landschaft. Größer kann der Gegensatz zu den vorher durchfahrenen kargen Geröllfeldern nicht sein.

Ob die Strecke befahrbar ist, sollte man im Vorfeld auf der Seite road.is prüfen. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Straße 52 in weiten Teilen recht gut zu fahren ist. Abschnittsweise ist der Weg jedoch von vielen Schlaglöchern durchzogen, so dass (wie auf Schotterstraßen im Allgemeinen ohnehin) umsichtiges Fahren erforderlich ist.