Helgafell – der heilige Berg

Den „heiligen Berg“ Helgafell erlebten wir an einem Spätsommerabend Ende August. Absolute Stille umgab uns, nur unterbrochen von dem Geschnatter einiger Gänse, die sich auf den umliegenden Wiesen aufhielten. Die ganze Landschaft war getaucht in das goldfarbene Licht der untergehenden Sonne – einfach magisch!

Der Berg Helgafell liegt auf der Halbinsel Snæfellsnes nur wenige Kilometer von dem wunderschönen Städtchen Stykkishólmur entfernt (einfach der Abzweigung von der Straße 58 dem Hinweisschild folgen). Am Fuße des 73 Meter hohen Berges finden sich heute noch eine kleine 1903 erbaute Kirche und ein Gehöft. Helgafell ist jedoch auch historisch von Bedeutung: von 1184 bis 1550 befand sich hier ein Augustinerkloster, das von der Insel Flatey hierher verlegt wurde. Das Kloster war damals eines der reichsten des Landes und ein sehr wichtiges Kultur- und Bildungszentrum. Die Ruinen des Klosters sind heute noch sichtbar. Hier befindet sich auch das Grab von Guðdrun Ósvífursdóttir, einer Heldin der 1250 verfassten Laxdæla Saga. 

Der Besteigung des Helgafell wird eine magische Wirkung nachgesagt: demjenigen, der vom Grab Guðrun Ósvífursdóttirs nördlich der kleinen Kirche den Berg besteigt, sich dabei jedoch nicht umdreht, kein Wort spricht und Richtung Osten blickt, sollen drei Wünsche erfüllt werden. Die Wünsche müssen jedoch geheim bleiben, und man darf nur gute Wünsche formulieren.

Falls das nicht klappt, lohnt sich die Besteigung trotzdem: oben angekommen, wird man mit einer fantastischen Aussicht auf die Umgebung und über den Breiðafjörður belohnt, der die Halbinsel Snæfellsnes von den Westfjorden trennt. Es lohnt sich allein deswegen, einen Moment länger auf dem Gipfel zu verweilen und die Szenerie auf sich wirken zu lassen. Aber auch am Fuße des Hügels sollte man den Blick nochmal schweifen lassen: auf dem kleinen See neben der Kirche kann man im Sommer oft Enten, Gänse und Schwäne beobachten. Die Kirche, aber auch der See ergeben mit der dahinterliegende Bergkette ein sehr lohnenswertes Fotomotiv.

Mittlerweile soll für die Besteigung des Helgafells eine kleine Gebühr fällig sein. Dies ist aus meiner Sicht verständlich, wenn man bedenkt, dass das Gelände – wie so viele in Island – in privatem Besitz ist und die Landbesitzer alleine dafür verantwortlich sind, Parkplatz und Toiletten aufzustellen bzw. in Ordnung zu halten.