Mamiya Press Universal

Mit der damaligen Erkenntnis “Die P6 ist eine wunderbare Warmwetterkamera und friert unter 10 Grad deutlich…” war ich natürlich stetig auf der Suche nach einer guten Mittelformatkamera, die mir auch an kälteren Tagen mit Temperaturen < 10°C zuverlässig vorhersehbare Ergebnisse liefert.

Was es doch alles für tolle Kameras gibt! Aus irgendeinem Grund hatte ich dabei immer so etwas wie die Mamiya 67 RB’s oder RZ’s vor Augen bzw. deren Alternativen anderer Hersteller wie z.B. die wunderschöne Kowa Six/Super 66 oder die Rollei SL 66. Aufgrund der schieren Größe schied die Fuji GX680er Reihe leider von vornherein aus. Da schlepp ich doch lieber die 4×5 Linhof mit. Nach und nach studierte ich etliche Reviews, Foren und Angebote und wusste bald, ich möchte unbedingt wechselbare Filmrückteile – mitten in der angebrochenen Filmrolle versteht sich. Braucht man ja.

Ab und an hatte ich z.B. in Hongkong oder Tokyo die Chance, mir in den wunderbaren Kameraläden dort die verschiedenen Kandidaten anzuschauen (bis auf die Kowa Six) und war von keinem so richtig überzeugt. Dafür fand ich ein anderes komischen Kameramodell – eine sogenannte Pressekamera aus dem Hause Mamiya. Ihr Name: Mamiya Press Universal. Eine spannende und flexible Knipse!

Mit Formaten je nach verwendetem Filmrückteil von 4,5cmx6cm bis 6cmx9cm deckt sie das gesamte Spektrum im Mittelformat ab. Sie bietet als echte Systemkamera wechselbare Filmrückteile, sogar Polaroidrückteile sind verfügbar! Für besondere Präzision gibt es im System eine Mattscheibe zur Nutzung mit Fokuslupe wie beim Großformat, sowie Winkelsucher mit
Vergrößerung für das SLR-Gefühl. Für die eher spontane Fotografie ist in der Mamiya Press als Standard ein ziemlich großer Messucher mit integriertem Parallaxenausgleich und anpassbaren Sucherrahmen für die wichtigsten Brennweiten verbaut. Wow. Dazu gibt’s das tolle Mamiya Glas mit Zentralverschluss, was wenig Schwingungen beim Auslösen verspricht.

Einzige Nachteile – Ausmaße und Gewicht. Beides bewegt sich leicht, aber nur ganz leicht unter dem Niveau der RB67, ist jedoch noch ganz gut zu handhaben für mich. Der zusätzliche, coole Seitengriff sorgt dabei ordentlich für Erleichterung. Das ganze System drumherum ist allerdings noch um Einiges umfangreicher.

Lange Rede, kurzer Sinn – nach erstem Kontakt im Laden stand der spätere Kauf eigentlich schon fest und in den paar Monaten dazwischen versuchte ich vergeblich mir diese Knipse aus dem Kopf zu schlagen. Bei der letzten Japanreise Anfang März 2019 und einem Besuch in Akihabara war dann ganz plötzlich eins von diesen Wunderdingern meins. Yeah!

Mittlerweile hab ich sie auch schon ganz gut im Einsatz (vor allem bei niedrigen Temperaturen) ausprobieren können und… bin überaus zufrieden. Beide Filmrückteile, eines 6×9 und eines 6×7, funktionieren absolut einwandfrei und sind lichtmäßig auch in grellem Sonnenschein dicht. Messsucher und Filmebene sind gut aufeinander abgestimmt (kann man sogar ganz einfach selber machen) und bieten so beste Vorraussettzungen für scharfe Fotos. Die Objektive, einmal 127mm/f4.7 und einmal 65mm/f6.3, sind wirklich knackscharf bei der Sache. Dabei helfen natürlich die zeitlich ziemlich korrekt arbeitenden Seiko Zentralverschlüsse. Diese produzieren eben anders als Schlitz- oder /Tuchverschlüsse kaum Vibrationen.

Hat man sich erstmal an die etwas eigensinnige Bedienung der Kamera gewöhnt, ist sie fast wie eine normale Messsucher Kamera im 35mm Format nutzbar. Nur eben mit 8-15 Bildern (6×9 – 4,5×6) und ein wenig sehr ausladenden Maßen. Für unauffällige Aufnahmen sollte man wohl lieber zu einer anderen Kamera greifen.
Bisher hatte ich sie in der näheren Gegend zu Hause und gleich im März noch eine Woche im winterlichen Island im Einsatz und sie hat sehr gute Dienste geleistet. Im letzten Herbst war sie wieder auf Island im Einsatz, den ganzen September lang. Keine Mucken an der Kamera und Objektiven. Das 6×7 Rückteil hatte leider die Verrastung seines Zählwerks nicht mehr im Griff nach gut zwei Wochen täglichen, rauhen Einsatzes. Aber das lässt sich wohl relativ einfach wieder reparieren und es funktioniert auch ohne verrastendes Zählwerk beim Filmtransport weiter.

Fazit:

  • Auch mal außerhalb des Gewohnten bzw. Bekannten zu schauen kann sich lohnen.
  • Die Mamiya Knipse kommt jetzt öfter mit.
  • Die Pressefotografen früher hatten echt Kraft in den Armen.

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