Haukadalsskógur

Dieses idyllische Waldgebiet haben wir tatsächlich erst in unserem letzten Island-Urlaub entdeckt – und sofort lieben gelernt. Es ist ein wahrer Schatz, der sich unweit Islands wohl bekanntestem Geothermalgebiet Haukadalur (wörtlich Habichtstal) mit Geysir und Strokkur befindet. Und obwohl es direkt nördlich einer der meistbesuchtesten Attraktionen des Landes liegt, ist es hier still, ruhig und friedlich. Fast verwunschen fühlt es sich an, auf kleinen, liebevoll angelegten Pfaden unter den Wipfeln der Bäume entlangzugehen. Zahlreiche Bächlein plätschern durch den Wald, Farne wachsen im Unterholz. Der Gedanke, dass Elfen dieses wunderbare Stückchen Erde bewohnen, liegt auf einmal gar nicht so fern.

Haukadalsskógur ist eines der größten Waldgebiete Islands, das von zahlreichen Wanderwegen durchzogen ist. Das Gebiet wurde 1938 unter Naturschutz gestellt. Seitdem hat die staatliche Forstkommission hier Wiederaufforstung betrieben, und auch heute noch dient der Wald als forstwirtschaftliche „Experimentierkammer“, in der zahlreichen Baumarten zu finden sind.

Für uns Mitteleuropäer ist es natürlich nichts besonderes, in einem Wald zu stehen. Aber im größtenteils immer noch baumfreien Island ist dieses Fleckchen Erde eine Rarität, und wer sich tagelang in kargeren Regionen Islands bewegt hat, wird das Gefühl, zwischen Bäumen umherwandern zu können, genießen. 

Haukadalsskógur ist leicht zu erreichen – der Weg führt direkt nordöstlich des Geysirgebiets auf der Straße 333 entlang, die im späteren Verlauf zur F-Piste (also einer Bergstraße) wird. Gleich zu Beginn des kleinen Waldgebietes, am rechten Straßenrand, findet sich eine Informationstafel, witterungsbedingt ist auf dieser Tafel jedoch kaum etwas erkennen; mit etwa Glück sind in einem kleinen Kasten jedoch Wanderkarten der Umgebung zum Mitnehmen zu finden. Folgt man der Straße geradeaus, gelangt man zu einer hübschen kleinen Kirche, der Haukadalskirkja. Direkt hinter der Kirche fließt der Fluß Beiná entlang, dessen Rauschen man vernimmt. Die Kirche selber ist verschlossen, da es in der Vergangenheit leider immer wieder zu Vandalismus gekommen ist. Es lohnt sich jedoch, einmal um sie herumzugehen und sich die teilweise sehr alten Grabstätten des Friedhofs anzuschauen.

Der Weg zur Haukadalskirkja ist auch aus einem anderen Grund lohnenswert: ein paar Meter vor der Kirche links der Straße auf einer Wiese findet sich die heiße Quelle Kúalaug, die aus zwei kleinen Becken besteht. Da der Boden auf der Wiese stellenweise recht feucht und sumpfig ist, führen kleine Holzplanken zu den beiden Pools. Die Becken selber sind teilweise von Stein umfasst und haben einen schlammigen Untergrund. Umkleidekabinen gibt es hier nicht. Als wir im Juni hier gewesen sind, ist das Wasser nur handwarm gewesen, und zahlreichen Mücken umschwirrten uns, deswegen haben wir auf ein Bad verzichtet.

Als Startpunkt für eine Wanderung empfiehlt sich ein Parkplatz mitten im Waldgebiet. Von der Haukadalskirkja fahren wir wieder ein Stück zurück, bis die Straße einen Rechtsknick Richtung Haukadalshús, der Forstverwaltung, macht. An diesem fahren wir vorbei, folgen der Schotterpiste um eine scharfe Linkskurve herum und haben ein Stückchen weiter den Parkplatz erreicht, an dem sich auch ein Picknickplatz und eine Toilette befinden. Auch hier ist wieder eine – in einem besseren Zustand – Infotafel zu finden, auf der die Wanderwege der Umgebung eingezeichnet sind. Am besten, man fotografiert diese ab. Alternativ kann man sich die Wanderkarte auch auf skogur.is herunterladen. Die Wanderwege führen in unterschiedlicher Länge durch den Wald und sind auf der Karte jeweils unterschiedlich farbig gekennzeichnet. Diese farbigen Kennzeichen findet man als Markierungen am Wegesrand auch immer wieder an Bäumen und Wurzeln wieder, wir haben allerdings festgestellt, dass diese nicht immer leicht zu finden oder exakt sind. Eine grobe Orientierung in dem Gebiet ist trotzdem nicht allzu schwierig.

Die Wanderung durch das Gebiet ist abwechslungsreich. Mal geht es auf verschlungenen Pfaden durch das Dickicht des Waldes, mal auf felsigem Weg bergauf, mal wird man (im Sommer) von Lupinen begleitet und überquert auf einer Brücke einen Fluß oder entdeckt einen versteckten Wasserfall. Es riecht erdig und nach Moos, viele Vögel sind zu hören, die hier hervorragende Nistmöglichkeiten finden. An den Wegen finden sich viele Hinweistafeln mit Informationen zu der Natur und den Pflanzen, allerdings ist die Beschreibung nur auf isländisch aufgedruckt. Es macht Spaß, immer neuen kleinen Pfaden zu folgen und sich überraschen zu lassen, was sich hinter der nächsten Kurve verbirgt. Sich im Haukadalsskógur zu bewegen, ist eine Wohltat für die Seele, und es zeigt sich mal wieder, dass es sich lohnt, auch mal den weniger bekannten Ecken Islands den Vorzug zu geben.