Großformat in klein

Neulich stöberte ich so ein bisschen in den Tiefen einer bekannten Verkaufsplattform und angemeldet bekommt man dort ja Verkaufsvorschläge mit Bezug zu der Bestellhistorie angezeigt. Bei mir erscheinen u.a. wegen der Linhof nun auch immer wieder alte Kameras und kurz gesagt, fand eine alte Plattenkamera zu mir. Als Experiment sozusagen. Das gute Teil stammt aus den 20er – 30er Jahren des letzten Jahrhunderts und kommt aus dem fernen und schönen Österreich. Sie ist eine ungelabelte Kamera, die, wie es damals wohl üblich war, vom örtlichen Fotogeschäft als Handelsware vertrieben wurde. Meine Neue stammt aus der “Photo-Manufaktur Felix Neumann” in der Milchgasse 1, Wien. Sehr interessant. Gibt es die wohl noch? Der eigentliche Hersteller ist mir nicht bekannt, wird jedoch etwas in Richtung Voigtländer oder Zeiss Ikon oder sowas sein. Das Format ist -je nach Perspektive- richtig riesige oder kleine 6,5cm x 9cm und sie kam komplett mit Tasche und sechs Glasplattenhaltern im passenden Etui. Ich hatte Glück und es waren auch noch sechs originale, belichtete und entwickelte Glasplattennegative in den Haltern. Aber zu diesen Schätzen schreibe ich noch mehr in einem anderen Beitrag.

 

Also, die Kamera ist voll funktionsfähig, wie der erste leicht hastige Test mit dem noch eilig parallel beschafften Rada Rollfilmrückteil bestätigte. Ich habe schließlich nicht alle Tage so ein wunderbar altes Spielzeug zum Ausprobieren. Das Voigtländer Radionar 105mm/f4.5 Objektiv strahlt (und spiegelt) nach der Reinigung fast wie neu und auch der Balgen ist scheinbar lichtdicht. Alle Verstellungen sind gängig und sogar der uralte COMPUR Veschluss tut’s nach einigen Dutzend Auslösungen auf allen verschiedenen Zeiteistellungen (1 Sek – 1/250 Sek) nach etlichen Jahren wieder ohne Mucken. Wirklich beeindruckend nach rund 90 Jahren.

 

Insgesamt macht die Plattenknipse einen ganz guten Eindruck und auch der erste damit belichtete  Film (Fomapan 200 und Maco EM Planfilm) kam ganz ok rüber. Das Rada Rollfimrückteil und drei Plattenhalter hatten am Schieber ein dickes Lichtleck, die ich mit neuen Samtdichtungen behoben habe. Die Fotos selbst kommen auf den ersten Blick ein wenig flach aus dem Scanner (kontrastarm) und ich teste mal weiter, ob das vom unvergüteten Objektiv kommt oder vielleicht an meinen Scankünsten liegt.

 

Die Glasplattenhalter bekommen noch einen Planfilmeinsatz und dann kann ich auch den Maco EM Film (ein Rollei Ortho 25?) vernünftig verwenden. Zum Ausprobieren hatte ich die kleinen 6,5×9 Planfilme mit den Glasnegativen in die Halter geklemmt, was in schiefen Fotos mit ordentlich retromäßigen Kratzern und Fingerabdrücken resultiert. Kitschig cool irgendwie. Ein schickes Stativ von Bilora mit Kugelkopf aus grob derselben Zeit habe ich schon besorgt und so habe ich nun eine kleine Großformatknipse für zwischendurch und in sehr(!) leicht und handlich. Meine Erwartungen an das Objektiv sind in Bezug auf Abbildungsqualität sind auch nicht wirklich hoch, obwohl das eigentlich recht große 6,5cm x 9cm Format auch wieder etwas an Auflösung herausholt. Wir werden sehen …