Der 1491 Meter hohe Vulkan Hekla ist der bekannteste und aktivste aller isländischen Vulkane. 38 Ausbrüche sind bislang nachgewiesen. Der formschöne, auch im Sommer schneebedeckte Spaltenvulkan ist unverkennbar und bei klarer Sicht von weit her zu sehen. Der Name Hekla bedeutet im isländischen übrigens „Kappe“, und wahrscheinlich entstammt der Name der Tatsache, dass der Vulkan eine Schneekappe trägt oder oft durch Wolken verhüllt ist. Die markante Silhouette präsentiert sich in unterschiedlicher Gestalt, je nachdem, aus welcher Himmelsrichtung man sie betrachtet. Ich finde jedoch: das perfekte Hekla-Bild bietet sich, wenn man sich ihr aus südwestlicher Richtung auf der Straße 26 nähert.
Biegt man kurz hinter der Ortschaft Hella von der Ringstraße auf die Nummer 26 ab, führt die Straße im östlichen Teil des Ϸjórsárdalur zunächst durch eine liebliche Weidelandschaft an zahlreichen Pferdehöfen vorbei. Die Strecke wird von zwei Flüssen eingerahmt – der Ϸjórsá im Westen und der Ytri-Rangá im Osten. Ein paar Kilometer hinter dem Abzweig kann man sich im Hekla-Zentrum in Leirubakki (der Ort besteht aus Campingplatz, Hotel und Restaurant) in einer Ausstellung über den Vulkan informieren.
Schon von Beginn der Fahrt an ist die Sicht auf die Hekla ständiger Begleiter, an deren Flanke es entlanggeht. Gerade in dem ersten Wegabschnitt präsentiert sie sich als Bilderbuch-Spaltenvulkan, gibt den Blick (wenn es nicht gerade wolkenverhangen ist…) auf ihren schneebedeckten, formvollendeten Bergrücken frei. Ein Stückchen hinter Leirubakki lohnt es sich, für ein perfektes Fotomotiv die Augen aufzuhalten: rechts der Straße steht in der Landschaft ein rotes Haus, im Hintergrund ragt der mächtige Vulkan in die Höhe.
Auf der Weiterfahrt verändert sich die Landschaft. Aus den lieblichen Wiesen und Feldern wird eine karge Lavalandschaft. Die Straße führt nun durch das 8000 Jahre alte Lavafeld Merkurhraun und im weiteren Verlauf westlich des Bergrückens Næfurholtsfjöll vorbei. Links vor uns erhebt sich der markante Berg Búrfell. Kurz bevor die Straße F225 Richtung Landmannalaugar und Hekala abzweigt, gibt es fast direkt am Wegesrand noch einen kleinen Schatz zu entdecken: die Wasserfälle Fossabrekkur. Ein kleiner Stichweg führt zu einem Parkplatz. Von hier aus sind es nur noch ein paar Meter, bis man sich in einer Oase wiederfindet! In der ansonsten kargen Landschaft ergießen sich zahlreiche kleinere Wasserfälle in die Arme des Flusses Ytri-Rangá, es gluckert, plätschert und rauscht überall, als wollten uns die Wasser des Flusses Geschichten erzählen. An den Ufern grünt es, zahlreichen kleinere Sträucher und Pflanzen konnten hier Fuß fassen und bilden einen reizvollen Kontrast zu den ansonsten braun vorherrschenden Farbtönen der Umgebung. Diesen schönen Ort haben wir durch Zufall entdeckt, wir sind einfach der kleinen Straße gefolgt, neugierig, was uns an ihrem Ende erwarten würde. Was mal wieder beweist: die wirklich einzigartigen Island-Momente erlebt man oft ungeplant und abseits der Hauptwege.