Island 2015 – Ringstraße im Sommer Teil 5

Für diesen Tag hatten wir uns jede Menge vorgenommen – Kraflagebiet, Geothermalgebiet, eine Höhle, Dimmuborgir, Hverfall, Pseudokrater, Myvatnumrundung. Oha. Daher hieß es früh aufstehen und loslegen.

Zuerst bogen wir ins naheliegende Gheothermalgebiet Námaskarð ab. Ja, hier war es spannend.
Kochende Schlammtümpel, knallbunte Erde und die so herrlich nach Schwefel duftenden Solfatare. Ich finde das sehr spannend. Gibt mir ein solches Umfeld doch direkt das Gefühl, auf SEHR dünner Erdkruste zu stehen mit der Hölle nur wenige Meter unter meinen Füßen. Ist ja auch so. Tatsächlich sollte man nicht zu dicht an die Schlammtümpel herangehen oder gar auf abgesperrten Flächen herumspazieren. Jedes Jahr kommen auf Island unvorsichtige Touristen in den zweifelhaften Genuss von im kochendem Schlamm/Dampf/Wasser der Gheothermalgebiete gar gekochten Füßen, weil sie Warnungen missachten und hinter Absperrungen herumturnen.

Von dort ist es nur einen Katzensprung zur Krafla und einem ihrer bewanderbaren Lavafelder. Es hat schon was auf relativ frischer Lava von 1983 herum zu stolpern. Spätestens da wurde mir klar, was es bedeuten kann, Schuh auf Island zu sein. Die unverwitterte erkaltete Lava ist so scharfkantig, dass man sich beim Abstützen mit der Hand einfach mal so schneiden kann und so bekamen meine Schuhe auf diesem längeren Spaziergang so einige Macken. An einigen Stellen dampft es sogar noch aus tiefen engen Lavaspalten. Nach 32 Jahren ein deutlicher Hinweis, was für Gewalten unter den Füßen lauern. Den Viti Krater gleich nebenan nahmen wir gleich mit wobei wir uns das Herumwandern auf dem Kraterrand sparten.

Die Höhle Grjótagjá stand als nächstes auf dem Plan und ist auch schnell mit dem Auto erreicht.Von außen sieht man eigentlich nur einen kleinen Wall bzw. aufgewölbten Riss in der Erdkruste, kann jedoch auch nach innen klettern. Auf eigene Gefahr versteht sich. Innen erwartete uns eine Art verwunschener Urwelthotpot. Ein unglaubich blauer klarer und warmer Teich in einer leicht instabilen Höhle. Obwohl recht heiß, ist das Wasser zwar durchaus zum Baden geeignet, was aber leider
verboten ist. Sollte jemand Ygritte oder Jon Snow heißen, gilt das vermutlich nicht.

Von “unter der Erde” ging es dann ein gutes Stück über die Erde, auf den Hverfjall. Ein Bilderbuchmodell eines Kraters. Bis zu 150m hoch hat der sogenannte Tuffring/Explosionskrater einen Durchmesser von gut einem Kilometer. So in Zahlen ausgedrückt hört sich das nicht wirklich spektakulär an, ist es aber. Besonders für einen Flachlandtiroler wie mich war der, ich will es mal großspurig sagen, “Aufstieg” eine echte Herausforderung. Kurz vor dem Gipfelchen brannten mir
ziemlich die Beine und zeigten mir, dass ab und an etwas Training doch Vorteile hätte. Wir stapften also den Geröllhang hoch und von dieser Höhe dort wurden wir mit einem tollem Ausblick über den Myvatn belohnt. Das Innere des Kraters selbst wirkt wegen der Gleichförmigkeit des Tuffgerölls irgendwie fremdartig und die Größe lässt sich nur anhand der Wanderer am Kraterrand so richtig erahnen. Ein Kilometer kann ganzschön viel sein. Bergab ging es viel leichter und die roten und schnaufenden Gesichter die uns entgegen kamen ließen mich verdient Schmunzeln.

Unten angekommen war es auch schon gut Mittagszeit, die kurz darauf wir im Kaffi Dimmuborgir verbrachten. Wer gern süßliches Brot mag sollte unbedingt das Lavabrot dort mit gesalzener Butter kosten. Die sehr gehaltvolle Fleischsuppe tat ein Übriges und von Hunger war keine Spur mehr. Dimmuborgir selbst war ein netter Spaziergang in surrealer Umgebung nach dem Essen und was die gleichnamige Band mit Weihnachtsmännern zu hat ist mir immer noch ein Rätsel. 
Weil der Myvatn ja noch lange nicht alle Sehenwürdigkeiten an uns losgeworden war, durften die Pseudokrater natürlich auch nicht fehlen. Zwar eine tolle Sache, aber irgendwie wohl nur so richtig toll aus der Luft zu betrachten. Vielleicht waren wir auch nur schon durch vom langen Tag. So begnügten wir uns anschließend mit ganz lässigem Herumfahren um den Myvatn und pausierten zwischendurch immer wieder um die reichlich vorhandenen Vögel zu beobachten. Einzig und allein
die Namensgeber des Myvatn, die Myriaden von kleinen Mücken, ließen sich nicht blicken. Eingeschränkt schade.

Nach so einem langen Tag hatten wir uns eine Wohltat verdient und ließen den Tag im Myvatn Nature Bath ausklingen. Wofür Abwasser aus Geothermalkraftwerkenso alles gut ist! Jedenfalls war das eine wunderbare Art den Abend zu verbringen und dazu noch mit einem schönen Panoramablick über den Myvatn im herrlichen Abendlicht Islands. Das Leben kann so
schön sein.