So eine sehr windige Nacht im Zelt kann schon eine Weile wach halten, mich zum Glück nicht. So war ich an diesem Morgen gut ausgeschlafen und erholt von der langen Fahrt vom Vortag und es konnte weitergehen.
Zu den schönen Hraunfossar verschlug es an diesem Tag nicht, aber auf die “bolivianische Hochebene”, die uns in 2014 so beeindruckt hatte. Dieses Jahr jedoch mit Allradler und mehr Bodenfreiheit. Wir staunten nicht schlecht, als die gruselige Abenteuerpiste so einfach zu einer simplen Gravelroad mutierte, wie wir sie in den letzten Tagen schon so oft gefahren waren. Gewöhnte man sich so schnell daran? Nichtsdestotrotz oder vielleicht gerade deswegen konnten wir die Strecke von der Umgebung her vielleicht noch besser genießen als das Jahr zuvor. Es ist
schon toll anzuschauen, wenn der Langjökull in der Ferne strahlt und klare, kühle Luft einen ewig weit schauen lässt. Der große Schildvulkan “Ok” thront dort in der Ebene und macht mächtig was her.
Natürlich machten wir anschließend auch wieder in Thingvellir halt und spazierten eine ganze Weile dort herum. Nun sahen wir diese Dinge zum zweiten Mal und waren froh, dass sie überhaupt nicht an Zauber verloren hatten, ja, wir entdeckten sogar noch viele interessante Details, die uns in 2014 nicht aufgefallen waren. Kleine Höhlen in den Felsspalten und tolle Wege. Trotzdem machten wir uns irgendwann dann auf Richtung Geysir. Kein Islandbesuch wäre vollständig ohne den Geysir hatten wir uns gedacht. Die Fahrt führte auf der sehr gut ausgebauten Straße 365 entlang, die auf Island irgendwie wie eine Art Autobahn wirkte. Seltsam. Wir hatten Glück und gutes Wetter, was uns sagenhaft schöne Panoramen der Umgebung bescherte.
An Laugarvatn vorbei war es dann nicht mehr weit zum Geysir und wie erwartet und nicht erhofft, empfing er uns leider nicht mit seinen 60 Meter hohen Eruptionen. Noch nicht einmal mit 5 Metern. Nein, er lag wieder einfach ganz entspannt in seiner riesigen Kuhle und ließ den Strokkur nebenan die ganze Show abziehen. Der ist bedeutend aktiver und bläst alle paar Minuten seine Fontäne bis zu 30 Metern in die Höhe. Was für ein schönes Schauspiel. Wieder fühlte sich die Erdkruste unter meinen Füßen irgendwie so dünn an. Wer den Strokkur besucht, hat es zum Gullfoss nicht mehr weit und so durfte der natürlich auf gar keinen Fall fehlen. Beeindruckend wie im Jahr zuvor, zog er uns auch diesmal in seinen Bann. Da geht schon eine gewaltige Wasser runter und als ich mich so direkt daneben wiederfand, die Kamera mal vom Auge genommen, konnte ich auch das stetige kleine Beben unter den Füßen spüren.
Ja, wenn man genau darauf achtet, kann man die Erschütterungen durch die stürzenden Wassermassen im Fels unter den Füßen spüren. Auf dem Rückweg zum Auto trafen wir dann jemanden aus unserer Firma. Auf Island. Am Rand der Welt. Zu diesem Zeitpunkt am Gullfoss. Ich muss sagen, nach gut einer Woche Rundreise im Zelt machte ich nicht mehr den gepflegtesten Eindruck, weil ich mir das Rasieren gespart hatte. Hoffentlich sah ich nicht zu sehr nach Rübezahl aus. Dinge gibt’s – und Souvenircenter. Oh, wie viele Männer mögen diese Shoppinghöllen wohl schon verflucht haben! Ich schloss mich ihnen wieder einmal ohne Zögern an.
Den Tagesplan geschafft, wussten wir nun noch nicht so genau, wo wir schlafen wollten und fuhren erst mal ganz gemütlich Richtung Süden nach Hveragerdi. Dort sollte es wohl einen Zeltplatz geben. Als wir dann ankamen und so durch die Stadt, äh das Örtchen fuhren sahen wir im Tal direkt am Flüsschen gelegen ein wirklich einladendes Hotel. Das “Frost og Funi” erschien uns so einladend, dass wir beschlossen unsere letzte Nacht auf Island mal ganz luxuriös zu verbringen und blieben dort. Wie ließen es uns gut gehen mit Essen, Hotpot und unglaublich kalter Abkühlung im Gletscherflüsschen. Genial.