Der sonnige Morgen und das Frühstück bei einstelligen Temperaturen machte uns ordentlich wach. Gut so, wollten wir doch heute zuerst zum Hengifoss, dem vierthöchsten Wasserfall Islands. Hört sich erstmal nicht sooo beeindruckend an, vierthöchster. Aber das Ding ist 118m hoch. Wow! Klingt schon anders und sieht noch viel beeindruckender aus und hört sich an wie eine Mischung aus Donner, Sturm und Düsenflugzeug in laut. Zuerst steht jedoch eine kleine Wanderung an. So drei Kilometer bergauf und wieder runter am Morgen sind eine schöne Übung zum warm werden und lohnen sich auf jeden Fall. Wegen der starken Schneeschmelze war der Fluss recht hoch und wir konnten von unten nicht so nah an den Hengifoss heran wie wir eigentlich wollten, für ein tolles Erlebnis jedoch allemal dicht genug. Nochmal, 118 Meter fällt das Wasser von bunten Klippen und der Weg dorthin führt ein gutes Stück direkt am Fluss entlang und am “kleineren” Litlanesfoss vorbei. Dieser allein würde bei uns eine eigene Attraktion für sich darstellen.
Nach drei Kilometern Rückweg ging es dann immer am See entlang nach Egilstadir. Einer richtigen kleinen Stadt mit allem Drum und Dran, sogar mit Flugplatz! Tanken war natürlich Pflicht und Essen und Supermarkt auch. Das Wasser ging zur Neige und längere Fahrten ohne Knabbereien sind ein Graus. Apropos Knabbereien – Isländer haben es geschafft und Lakritze noch besser (=stärker) zu machen und das Ganze in etlichen unterschiedlichen Produkten anzubieten. Als Lakritzfan waren für mich ja bisher die Niederlande das Paradies, nun weiß ich es war nur die Vorstufe dazu. Wer Schokolade mag kommt auf Island auch auf sein Kosten und wer beides mag, hatt hier jede Menge Auswahl von beidem KOMBINIERT. Schokolade + Lakritze. Hört sich komisch an und schmeckt auch genau so. Ein bisschen Bäh und viel Lecker.
Jedenfalls war unser Ziel heute der Myvatn See im Norden. Der Weg dahin war wieder einmal, wie eigentlich jede Etappe, spektakulär. Vorher wollten wir jedoch einen Abstecher Richtung Osten nach Seydisfjordur machen. Einfach mal schauen, wo die Fähren ankommen. Der Pass kurz vorher hat es landschaftlich in sich und bietet neben Schneefeldern und zwei sehr ansehnlichen Wasserfällen auf der Ostseite auch jeweils geniale Ausblicke. Auf der Westseite in ein großes Tal und auf der Ostseite hinab in den Fjord. Ja, Superlative sind ja so praktisch, aber hier tatsächlich passend. Atemberaubend schön!
In Seydisfjordur selbst machten einen kleinen Spaziergang und der lohnt sich. Es ist ein echt hübsches Städtchen, ja so hübsch, das wir es nochmal von anderer Stelle aus von oben sehen wollten. Also wanderten wir am südlichen Berg ein gutes Stück hinauf und wurden mit einer tollen Aussicht belohnt.
Nun sollte es aber weitergehen Richtung Westen, also zurück nach Egilsstadir und weiter. Wir fuhren durch Berge und Täler, einige wunderschöne Wasserfälle wie den Goðafoss schauten wir uns nur kurz an. Blöd, ja. Island hat einfach so viele davon, dass nach drei-vier Tagen scheinbar so etwas wie eine Wasserfallsättigung bei uns eingesetzt hatte. Viel spannender erschien uns die Fahrt durch die sogenannte Missetäterwüste. Einem riesigen alten Lavafeld, schwarzes Ödland so weit das Auge reicht. Wer jetzt an Mordor denkt, liegt garnicht mal falsch und über Orks und Trolle hätte ich mich zu diesem Zeitpunkt keinesfalls gewundert. Am Horizont zeigte sich Herðubreið, die Königin der Berge. Ein wahrhaft wunderschöner Tafelvulkan, der die Blicke in dieser kahlen Landschaft einfach wie magisch anzieht. Zwischendurch sind wir ein paar Mal ausgestiegen und ich war einfach nur überwältigt von der Stille. Dort hört man, abgesehen vom Wind, nichts. Garnichts. Kein Insekt, kein Vogel, kein Mensch, kein Auto. Irgendwie ging das ganz tief unter die Haut und war trotz öder wohl gerade wegen der schroffen, schwarzen Ödnis ringsherum wunderbar.
Irgendwann wurde dann die schwarze Lavawüste zu einem mit Moos bewachsenen Lavafeld und wir kamen zur Krafla. Die hoben wir uns für den folgenden Tag auf und fuhren direkt weiter zum Myvatn See und suchten uns da einen schönen Platz für die Zelte.
Mittlerweile war es schon wieder spät abends geworden und das Auto unserer Freunde beglückte den Zeltplatz wieder mit spontanem Hupen. Eigentlich warteten wir ja schon richtiggehend darauf und hatten unseren Spaß dabei. Die vielleicht schon Schlafenden wahrscheinlich nicht so sehr. Beschwerden gab es zwar keine abder trotzdem hierfür nochmals “Entschuldigung!”. Das Hupen ließ sich wirklich nicht kontrollieren. Bei einem kühlem Bier in der nächtlichen Sonne klang der Tag dann sachte aus.