Der letzte Tag begann, im Vergleich mit den Morgen auf Zeltplätzen, äußerst luxuriös mit richtigem Hotelfrühstück. Fast hätte meine Frau ein rohes Ei aufgeschlagen und wurde gerade noch rechtzeitig darauf hingewiesen. Hier kochte man seine Frühstückseier nicht einfach vorab im Topf. Nein! Man bekommt eine Art Kescher und geht nach Draußen zu einem dampfenden Loch im Boden. Davon gibt es in Hveragerdi übrigens eine ganze Menge. In dieses nach Schwefel muffelnde Loch hängt man seine Frühstückseier hinein und kocht sie geothermisch mit Schwefeldampf. Wow. Das ist mal wirklich was Außergewöhnliches. So gestärkt konnten wir uns dann aufmachen, noch ein bisschen die schöne Reykjanes Halbinsel zu erkunden, bevor es dann mit Zwischenstopp in Reykjavik, was unbedingt dazugehört, zum Flughafen gehen sollte.
Auf Reykjanes gibt es neben der Strandakirkja und Lavahöhlen zum Beispiel auch das wirklich bunte Krysovik Geothermalfeld – und dort, nachdem wir den kleinen dampfenden Berg erklommen hatten, empfing uns eine wunderbare Aussicht. Den blau-türkis leuchtenden Kleifarvatn auf der einen Seite und den Atlantik hinter den mit einem Moosteppich bewachsenen Lavafeldern auf der anderen Seite. Diese Momente dort schmeckten schon ein wenig nach Abschied, bittersüß trifft es wohl am ehesten, mussten wir doch am Abend bzw. in der Nacht schon ins Flugzeug steigen und diesem wunderbaren Land Lebewohl sagen. So versuchte ich, möglichst alles so gut wie möglich zu genießen und alle Eindrücke aufzusaugen. Natürlich klappte das nicht so richtig mit dem Gedanken an Abschied. Egal. Das Beste draus machend fuhren wir nochmal zu Gunnuver und dem einsamem Riesenalk, der als Statue nahe dem Reykjanesviti Leuchtturm steht. Dessen traurige Geschichte machte das Ganze aber irgendwie nicht besser und so vergingen unsere letzten “einsamen” Momente auf Island bevor wir nach Reykjavik aufbrachen.
Wieder war da diese Art Kulturschock wie im Jahr zuvor. Zwar waren die Straßen diesmal nicht von Hunderttausenden Festivalbesuchern voll, aber nach zehn Tagen Rundreise und viel, ja wirklich viel Stille ist so eine richtige Stadt schon eine Umstellung. Neben den besten Hotdogs der Stadt durfte das obligatorische Touristenbummeln auf keinen Fall fehlen und wir trieben so einige Stunden durch Reykjavik. Diesmal sparten wir uns tatsächlich auch mal das Wale Gucken. Abends dann war es soweit und wir mussten das, auf gut 2000km doch schon liebgewonnene Auto abgeben und den Flughafen ansteuern.
Das war’s. Manchmal kommt so eine Erkenntnis einfach daher und schert sich nicht darum, wie sich das anfühlt. Fies. Die letzten Meter zum Flugzeug, das Starten, die letzten Blicke auf die Insel der tausend Grün – Na und! Nix na und. Ich kam mir schon ein bisschen blöde vor. Obwohl ich mich schon auf zu Hause freute, war da dieses Gefühl, noch nicht fertig zu sein mit diesem Land und ich war nicht allein damit. Was dieses Island mit uns machte konnte nur ein Ergebnis haben.
Nachtrag:
Es dauerte vielleicht drei Monate und wir begannen die nächste Islandreise zu planen. Urlaubsfotos sind eben auch Segen und Fluch zugleich.