Obwohl Fan von Filmfotografie, kann und möchte ich nicht auf die Vorteile der digitalen Knipserei verzichten. Um ehrlich zu sein gibt es eine Kamera, die mich erst zur Filmfotografie gebracht hat. Paradoxer Weise hat mich eine wunderbare Digitalkamera erst wieder zum Film gebracht. Die Rede ist hier von der wunderbaren Fuji XPro1. Dieser fantastischen Kamera möchte ich heute einige Zeilen widmen, begleitet sie mich nun doch schon seit drei Jahren.

Während meiner Islandreise in 2015 stellte ich fest, wo für mich persönlich die Grenzen der bis dahin von mir genutzten Canon 550D, bzw. auch der verwendeten Optiken lagen. Zusammengefasst war mir persönlich die Bedienung zu sperrig, der Sucher zu klein, der Autofokus über und die Bildqualität mit den Kitobjektiven nicht mehr ausreichend. In solchen Momenten ist man für das gear acquire syndrom bekannter Maßen sehr anfällig. Zumindest geht es mir so. Allerdings macht es ja auch eine Menge Spaß, sich durch die Angebote an Informationsquellen zu fräsen und sich alternative Sets zusammenzustellen. Irgendwie zog die XPro1 immer wieder meine Aufmerksamkeit auf sich und nachdem ich etliche Kameras zum Ausprobieren in den Händen gehalten hatte, war sie die eine, die ich wollte. Klar, sie war nicht mehr taufrisch in 2015, aber dafür gab es sie sehr viel günstiger als zu ihrer Markteinführung in 2012 und die Objektivpalette war auch deutlich breiter. So kam sie also zu mir, zusammen mit dem 27mm Pancake, dem 18mm Weitwinkel und dem 35mm Normalobjektiv. So war ich nach 15 Jahren wieder bei Fuji gelandet. (Meine erste Fuji war die S2600 Zoom)

Was kann sie also?
Toll aussehen! Sich toll anfühlen! Mit dem großen und hellen Hybrid”mess”sucher lässt sich wunderbar komponieren und die Fuji Gläser sind eh ne Wucht. Nicht nur wenn man vorher nur die ollen Kitlinsen der 550D kannte. Lichtstark ist die XPro1, ergonomisch passend für mich und Blende, ISO/ASA sowie Zeiten sind ohne Umwege über nervige Menus oder Tasten-Rad Kombinationen direkt einstellbar. Halt genau so, wie es sein sollte.
Natürlich spielte ich eine Menge herum. Durch die eher klassische Bedienung lernte ich so Einiges dazu und verzichtete immer mehr auf Automatiken. Das Belichtungsdreieck ging mir immer mehr ins Unterbewusstsein über bis zu dem Punkt, dass ich mit der gewiss nicht schlechten Canon bald nicht mehr ohne längere Umgewöhnung klar kam. Nicht, dass die Automatiken der XPro1 nicht geeignet
wären! Sie sind meines Erachtens sogar sehr gut. Die XPro1 verleitet mich aber irgendwie zum manuellen Modus und so kommt bei mir höchstens mal die Auto-ISO Einstellung bei schwierigeren Lichtverhältnissen wie Dämmerung zum Einsatz. Ach was eine schönes Gerät. Das fällt sogar immer wieder auch Anderen auf und ich hatte schon viele nette Gespräche deswegen. Ja, manch einer wollte auch gern mal mit der XPro1 fotografiert werden. Kann eine Kamera sympathisch wirken?

Was kann sie nicht?
Schnell fokussieren und sparsam mit Strom sein. Fuji hat wohl Angst vor der Perfektion bekommen und bestimmt absichtlich “Fehler” eingebaut. Der (Kontrast-)Autofokus ist elend langsam und bei schwierigen Lichtverhältnissen lässt er sich noch mehr Zeit. Trotz dem Firmwareupdates spielt der Autofokus lange nicht in der gleichen Liga wie der Rest der Kamera, aber ich hab mich dran gewöhnt und Sport- und Actionfotos sind eh nicht meins. Außerdem gibt’s noch den manuellen Fokus, der unterstützt durch das sogenannte Fokuspeaking einfach nur perfekt einstellbar ist. Abgesehen vom doofen Fokus by Wire Konzept der Objektive. Man dreht zwar am Fokusring der Objektive, aber intern werden die Linsen mit einem Motor verstellt, was zu einer winzigen aber störenden Verzögerung führt. Auch hier ist es reine Gewohnheit wie man dieses nervige Verhalten kompensiert.
Auch durstig ist die XPro1. Der Akkus sind nach spätestens(!) einem Tag Städtereise leergelutscht und man tut gut daran immer ein paar als Ersatz dabei zu haben. Wirklich! Ansonsten gibt sich die XPro1 einfach tadellos, was diese Macken noch schwieriger zu verstehen macht.

Wie hat sie mich zum Film gebracht?
Mit zwei Dingen – dem wunderbaren klassischen Bedienungskonzept und den wahnsinnig guten Filmsimulationen. Klar, ich fummel gern in Lightroom und Photoshop rum, um aus den tollen (Dynamikumfang, Schärfe, fehlende Bildverzerrung) raw-Daten der XPro1 Fotos nach meinem Geschmack zu erzeugen. Oft habe ich jedoch die Jepegs der Filmsimulationen zum Vergleich genommen und war von diesen einfach nur begeistert. Anfangs standen für mich da nur Namen wie Velvia, Provia, Astia etc. doch nach einiger Zeit fand ich heraus, dass dies eben Simulationen von chemisch-fotografischen Filmen sind und das diese Filme teilweise noch existierten. Ausprobieren war dann natürlich Pflicht und so begann die Sache mit der Filmfotografie. Die XPro1 war schuld und dafür bin ich ihr und Fuji sehr dankbar.

Hab ich sie noch dabei?
Ja. Nicht mehr ganz so oft (weil eben Film Fan), dafür sehr gezielt für ganz bestimmte Anwendungen, wo es auf Flexibilität, Lichtstärke und maximale Bildqualität/Schärfe ankommt. Denn genau das sind ihre Stärken! Außerdem hab ich sie einfach gern in der Hand. Mittlerweile hat sie auch schon etwas gelitten. Ein Kratzer hier und da – so hat sie ihre ganz eigene Geschichte zu erzählen 🙂